Diese Frage stellte ich mir, als ich während meiner Weiterbildung zum systemischen Coach mit den ersten Übungscoachings begann. Da ich als Coachee unterschiedliche Erfahrungen sammeln konnte, habe ich mich gefragt, in welchen Momenten ich selbst Aha-Momente verspürte und welche Coaches für mich den entscheidenden Unterschied machten. Vielleicht indem sie mich durch ihre Art und mit den richtigen Fragen zum Nachdenken gebracht haben?! Durch die innere Haltung?
Auf der Suche nach dem für mich richtigen Aspekt und seiner Auswirkung bin ich auf den Psychotherapeuten der Humanistischen Psychologie Carl R. Rogers gestoßen. In der folgenden Themenreihe beschreibe ich die Grundhaltung im Coaching nach Carl R. Rogers und die Wichtigkeit der Beziehung zwischen Coach und Coachee.
Rogers, Carl R. Entwicklung der Persönlichkeit. Stuttgart: Klett-Cotta, 1973.
„Der Grad, in dem ich Beziehungen eingehen kann, die die Entfaltung anderer als eigenständige Menschen fördern, entspricht dem Maß der Entfaltung, die ich in mir selbst erreicht habe.“
Carl R. Rogers wurde 1902 in Oak Park in den USA geboren und war zunächst Schüler des Freud-Schülers Otto Rank. Er wandte sich jedoch von der Psychoanalyse ab und entwickelte die personenzentrierte Gesprächspsychotherapie. 1961 fasste Carl R. Rogers seine Untersuchungen in dem Buch „On Becoming a Person“ („Entwicklung der Persönlichkeit“) zusammen, in dem er feststellte, dass nur wenige Basisvariablen notwendig sind, damit Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung gelingen:
Raddatz, Sonja. Einführung in das systemische Coaching. Vierte Auflage. . Heidelberg: Carl Auer Verlag, 2010
Diese innere Haltung wird auch im Systemischen Coaching angewandt, „indem der Coach für die passenden Fragen, hilfreichen Zusammenfassungen und die Einhaltung des Ablaufs verantwortlich ist und der Coachee eigenständige Lösungen für seine [ihre] Situation– für seine [ihre] anstehenden Fragestellungen – findet.
Nach dem personenzentrierten Ansatz von Rogers versteht man unter eigenständiger Lösung, dass der Coachee der Experte für sich selbst ist und am besten weiß, was gut für ihn ist. Der Coach sollte Geduld, Disziplin und Zeit aufbringen, damit der Coachee die Gelegenheit bekommt, über sich und sein Anliegen nachzudenken.
„Rogers geht davon aus, dass dem Menschen das Bedürfnis nach konstruktiver Veränderung und Weiterentwicklung innewohnt (die sogenannte Aktualisierungstendenz). Der_die Coach hat die Aufgabe, den_die Klient_in dabei zu unterstützen.“