Feedback kann empowern oder schwächen, beleidigen oder kränken. Aber wie gibt man richtig Feedback ohne unser Gegenüber vor den Kopf zu stoßen?
Gehen wir einen Schritt zurück. Was glaubst du, ermächtigt dich überhaupt, Feedback zu geben? Ist das deine Rolle zum Beispiel als Führungskraft oder ist es dir ein Bedürfnis für klare Verhältnisse zu sorgen? So oder so, ungefragt Feedback zu geben ist aus meiner Sicht anmaßend und sorgt dafür, dass sich derjenige, der das Feedback gibt, über den Feedbacknehmer stellt. Also ihn von oben herab beurteilt. Das Gegenteil einer Kommunikation auf Augenhöhe. Beim Feedback geben solltest du dir die Frage stellen, wie viel von der Kritik, du dir selbst zuzuschreiben kannst und ob es etwas mit dir zu tun hat? Falls du es mit einem guten Gewissens verneinen kannst, gehen wir einen Schritt weiter. Bei einer Kritik oder Feedback ist es oft der Fall, dass das Feedback mehr über den aussagt, der es ausspricht, als über den Feedbacknehmer selbst.
In der Rolle als Führungskraft ist es allerdings unabdingbar, Feedback zu geben, wenn Mitarbeiter/Kollegen z.B. ein unangemessenes Verhalten an den Tag legen oder wenn ungenutztes Potenzial nicht genutzt wird. Um ihn oder sie auf blinde Flecken hinzuweisen oder die Möglichkeit zu geben ein Verhalten zu korrigieren oder über sich selbst hinauszuwachsen, ist das WIE entscheidend.
Bei vielen Ratgebern wird die Sandwich Methode empfohlen: man beginnt mit etwas positivem, dann kommt die Kritik und danach endet man wieder mit etwas positivem. Da das inzwischen fast jeder weiß, überhört man oft das positive und wartet auf die kritische Aussage. Also sehe ich diese Methode nicht wirklich als empathisch und wirkungsvoll.
Beginnen wir ganz am Anfang. Mit welchem Mindset/Grundhaltung gehst du in das Gespräch? Denkst du, der oder sie ist unfähig und inkompetent, denkst du, sie oder er ist dir überlegen oder begegnet ihr euch auf Augenhöhe? Das ist elementar und entscheidend, bevor du irgendetwas sagst. Aus der Transaktionsanalyse nach Eric Berne wissen wir, dass die Ebene „ich bin ok. du bist ok.“ eine konstruktive und erwachsene Kommunikation ermöglicht. Ein positives Menschenbild ist Grundvoraussetzung für gelungene Kommunikation. Es zeichnet sich durch gegenseitige Anerkennung, Respekt, Verständnis und Kommunikation auf Augenhöhe aus.
Warum das Mindset für Feedback geben wichtig ist? Weil wir nicht nur verbal (WAS?) kommunizieren, sondern auch nonverbal (WIE?). Auch wenn du verbal alles richtig machst, zeigt die nonverbale Kommunikation (durch den Tonfall, die Gestik und die Mimik) WIE wird es gesagt – was du wirklich denkst. Nur wenn du kongruent kommunizierst, also das was du denkst und spürst, auch angemessen aussprichst, hast du gute Chancen, richtig verstanden zu werden.
Bevor du mit dem Feedback beginnst, begibst du dich in den Zustand: ich bin ok, du bist ok. Als erstes fragst du, ob ein Feedback von deinem Gegenüber zu der aktuellen Situation wünschenswert ist. Nur wenn du die Erlaubnis hast, gibst du auch Feedback. Sonst nicht! Ohne Begründung und Erläuterung. Was ist noch beim Feedbackgeben zu beachten? Hier findest du 7 Regeln, die dich dabei unterstützen:
Mit diesen Empfehlungen kann auch alles schief gehen, denn jeder ist anders und interpretiert Botschaften unterschiedlich. Wenn dein Gegenüber sich als überlegen oder unterlegen fühlt und mit dir nicht auf Augenhöhe kommuniziert, ist das Missverständnis vorprogrammiert. Bereite dich auf das Gespräch gut vor, nimm dir Zeit, führe das Gespräch bestenfalls in Präsenz und beachte die sieben Regeln. Alles andere liegt nicht in deiner Hand. Du kannst nur dein eigenes Verhalten beeinflussen und die Verantwortung für dich übernehmen, alles andere liegt nicht in deiner Macht.
Spezifisch und konkret:
“Ich habe bemerkt, dass Sie in den letzten Wochen regelmäßig zu spät zur Arbeit gekommen sind. Dies kann Auswirkungen auf den Rest des Teams haben und ich würde gerne wissen, ob es etwas gibt, das Sie daran hindert, pünktlich zu sein?”
Verwendung von “Ich”-Aussagen:
“Ich habe das Gefühl, dass ich mich auf dich nicht verlassen kann, weil du die Deadline verpasst hast.”
Positiv und lösungsorientiert:
“Ich habe bemerkt, dass du sehr gute Ideen hast und denke, dass du in der Lage bist, diese Ideen noch besser zu kommunizieren, indem du sie visuell darstellst.”
Berücksichtigung der Persönlichkeit der Person:
“Ich denke, dass du großartige Arbeit leistest und ich möchte dich ermutigen, weiterhin deine Ideen zu teilen und dich einzubringen. Gibt es etwas, das ich tun kann, um dich dabei zu unterstützen?”
Regelmäßiges Feedback:
“Ich wollte dir nur sagen, dass ich deinen Beitrag zum letzten Projekt sehr geschätzt habe. Wir sollten öfter zusammenarbeiten, damit wir unsere Stärken kombinieren können und noch bessere Ergebnisse erzielen.”
All diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, spezifisches, persönliches und lösungsorientiertes Feedback zu geben. Die Art des Feedbacks, das du gibst, hängt jedoch auch von der Situation und der Person ab, der du Feedback gibst. Es ist wichtig, Feedback-Methoden zu verwenden, die für die jeweilige Person und Situation am besten geeignet sind.
Möchtest du ein Coaching, um zu lernen wie du besser Feedback gibt’s oder annimmst? Dann freue ich mich über deine Nachricht an antoniya.hasenoehrl@selbstbild.com