Die zweite Basisvariable von Rogers ist die Empathie vom Coach im Coachingsprozess. Ich bin davon überzeugt, dass es auf die innere Haltung im Gespräch ankommt und orientiere mich persönlich deswegen in der Praxis am personenzentrierten Ansatz von Rogers.
Die Welt mit den Augen des Coachees sehen. Die positive Wertschätzung und emotionale Wärme von Coach zu Coachee soll sich im Verhalten zeigen, durch echte Zuwendung und Verständnis für die Gefühle und Empfindungen des Coachees sowie für deren Bedeutung. Der Coach hat die Aufgabe, nicht nur das Gesagte zu wiederholen, sondern die Gefühlsaspekte in der Sprache des Coachees zu paraphrasieren und mit Mikrothesen zu untermauern, um auf seine Gefühlswelt einzugehen. Pacing hilft dem Coach, Kontakt zum Coachee aufzubauen, in dem er sich dem Coachee auf natürliche Weise nähert und angleicht. Die Haltung, Gestik und Mimik, das persönliche Tempo, die Bewegungsrhythmik und das Atemtempo des Coachees zu übernehmen, tragen wesentlich dazu bei. Er begibt sich in die Welt des Anderen und spürt selbst den Schmerz des Coachees. Voraussetzung für gutes Pacing sind eine präzise Wahrnehmung, Achtsamkeit und Flexibilität.
Das „Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte“ gibt dem Coachee die Möglichkeit, seine Inhalte aus einer anderen Perspektive zu betrachten und sich mehr über sich selbst im Klaren zu werden. Die innere Haltung des Coaches hat eine Auswirkung auf den Coachee, wenn sie in Sprache gebracht werden kann: indem der Coach die Welt durch die Augen des anderen wahrnimmt und in diesem Moment Worte für den Coachee und seine Gefühlswelt findet, die ihn widerspiegeln. Dieses Vorgehen trägt dazu bei, dass sich der Coachee besser versteht.
Die subjektive Wahrnehmung und die Erlebniswelt des Coachees zu erforschen und sich vollkommen auf ihn einzulassen, verlangt dem Coach ein hohes Maß an Selbstreflexion ab. Gemeint ist hier ein einfühlendes Verstehen, das nicht bewertet, nicht direktiv auf den Coachee eingeht und keine Ratschläge gibt, sondern mit systemischen Fragen und Mikrothesen arbeitet und die Selbstexploration fördert. Die Gefahr, missverstanden zu werden, ist bei diesem Punkt sehr groß, daher man muss immer bereit sein, sich vom Gesprächspartner korrigieren zu lassen. Wenn sich der Coach mit seiner kompletten Menschlichkeit auf den Coachee einlässt, anstatt nur seine Toolkenntnisse als Instrument zu nutzen, kann er ihm helfen. Eine offene und echte zwischenmenschliche Beziehung unterstützt das Wohlbefinden des Coachees, wodurch er einen offenen Zugang zu seiner Gefühlsebene erlangt. Dazu gehören auch die Unvollkommenheit des Menschen und die Erfahrung, Fehler machen zu dürfen. Die Wirkung der Empathie wirkt durch mehr Akzeptanz und weniger Entfremdung. Eine Person, die sich gut verstanden fühlt, kann positiv konstruktive Haltungen sich selbst gegenüber entwickeln.
Eine große Rolle spielen auch Mimik und Gestik, die der Coachee unbewusst ausdrückt. Die Stimme ändert sich je nach Gefühlslage, ebenso die Körperhaltung. Der Coach sollte sich nicht nur auf das Gesagte konzentrieren, sondern auch die non-verbale Kommunikation des Coachees beachten, um das Bewusstsein ihm gegenüber zu erhöhen.
Fragen zur Selbstreflexion: