Diversität in den Führungsebenen kann maßgeblich zur Innovationskraft eines Unternehmens beitragen – schließlich öffnen unterschiedliche Perspektiven den Blick. Bei der Diskussion um Female Leadership allerdings fällt immer wieder auf: Tief verankerte Stereotypen beeinflussen die Wahrnehmung.
Frauen in Führungspositionen werden oftmals – bewusst oder unbewusst – andere Fähigkeiten und Herangehensweisen zugesprochen, als es bei männlichen Führungskräften der Fall ist. Klassische Beispiele: Chefinnen gelten als emphatischer, teamorientierter und kommunikativer. Männliche Chefs hingegen sollen dominanter, risikobereiter und entscheidungsfreudiger sein. Doch gibt es wirklich typisch weibliches und typisch männliches Führungsverhalten? Führen Frauen vielleicht sogar besser, weil ihr Fokus verstärkt auf dem Wohlbefinden ihres Teams liegen soll? Fragen, die nicht eindeutig mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können, findet Antoniya Hasenöhrl aus Passau. Als Führungskräftecoach
und Marketingberaterin arbeitet sie intensiv mit Frauen und Männern in Leitungspositionen zusammen und blickt selbst auf langjährige Führungserfahrung zurück.
Einige der genannten Klischees seien aus ihrer Sicht zutreffend. „Grundsätzlich haben Frauen durchaus gute Antennen. Sie merken in der Regel schnell, wenn es einem Teammitglied nicht gut geht und reagieren auch darauf. Sie suchen und schaffen Balance und können auf Teams deshalb ausgleichend wirken“, meint sie. Zudem stellt Hasenöhrl immer wieder fest, dass bei weiblichen Führungskräften die Fähigkeit zur Selbstreflexion stark ausgeprägt ist. „Ich beobachte, dass Frauen sich selbst und ihr eigenes Verhalten als Führungskraft öfter und stärker hinterfragen. Selbstkritik ist sicher auch eine typisch weibliche Eigenschaft. Frauen neigen leider dazu, sich selbst zu unterschätzen“, sagt Antoniya Hasenöhrl und folgert, dass je nachdem wie gut sich jeder selbst kennt und um seine Fähigkeiten und Schwächen Beschied weiß, darüber bestimmt, wie sich eine Führungskraft verhält. Schlussendlich sei also nicht das Geschlecht, sondern das Bewusstsein über sich selbst darüber entscheidend, wie eine Person im unternehmerischen Alltag auftritt.
„Für Führungskräfte ist die Selbstreflexion das wichtigste Instrument, um den eigenen Glaubenssätzen, Rollen und Verhaltensmustern auf die Spur zu kommen. Das Ziel sollte eine realistische Einschätzung des eigenen Selbstbildes sein. Welches Bild eine Person von sich hat, entscheidet über Erfolg oder Misserfolg im Leben.“ Das Bewusstsein über Stärken, Schwächen und Bedürfnisse ist laut Hasenöhrl für jede Führungskraft elementar und zentrale Voraussetzung, um zunächst sich selbst und im zweiten Schritt andere Menschen souverän führen zu können. Weiterbildung für Führungskräfte
Antoniya Hasenöhrl hat mit dem „Selbstbild-Leadership Programm“ ein Online-Programm für Führungskräfte entwickelt. In fünf aufeinander folgenden Schritten beinhaltet es wissenschaftlich anerkannte systemische und psychologische Methoden und umfasst alle relevanten Themen für mehr Selbstbewusstsein und Selbstkenntnis.
Text: Mareen Maier-Schmid, IHK Niederbayern November 2022