Es ist ja bekannt, dass unsere Gedanken und Überzeugungen unser Verhalten beeinflussen. In dem Buch „Selbstbild. Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt“ hat die Psychologieprofessorin Carol Dweck zwei verschiedene Denkmuster beschrieben: das statische und das dynamische Selbstbild, also das Growth Mindset. Sie zeigt überzeugend, dass diese Denkmuster einen großen Einfluss auf unseren Erfolg und unseren Misserfolg im Leben haben. Menschen werden von ihren Genen, der Umwelt und den Umständen geprägt, aber es wird zunehmend deutlich, dass wir die Entwicklungsmöglichkeiten dieser Faktoren unterschätzen. Es gibt zwei Grundhaltungen oder Selbstbilder:
Diese Selbstbilder wirken wie eine Brille, durch die wir die Welt betrachten. Menschen mit einem statischen Weltbild neigen dazu, neue Informationen starr und einseitig zu interpretieren, während Menschen mit einem dynamischen Weltbild Informationen differenzierter betrachten und daraus lernen wollen.
Unser Selbstbild beeinflusst unsere Einstellungen und Verhaltensweisen. Menschen mit einem statischen Selbstbild möchten ihre Fähigkeiten und Leistungen beweisen, ohne Risiken einzugehen , und um ihren Selbstwert zu erhalten. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild wollen sich entfalten und verbessern, indem sie Herausforderungen annehmen. Dynamisch orientierte Menschen bleiben am Ball und motivieren sich selbst, während statisch orientierte Menschen oft aufgeben, wenn sie Schwierigkeiten haben.
Die meisten Tests messen eher statische Fähigkeiten als das Potenzial zur persönlichen Entwicklung. Dies kann dazu führen, dass Menschen mit einem statischen Selbstbild in Tests besser abschneiden, aber auch eine große Angst vor Bewertungen und dem Scheitern entwickeln. Ein dynamisches Selbstbild ermöglicht es Menschen wiederum, aus Rückschlägen zu lernen und sich weiterzuentwickeln.
In Unternehmen spielt die Führungspersönlichkeit eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Dynamisch ausgerichtete Führungskräfte, die offen für Veränderungen sind und sich um ihre Mitarbeiter kümmern, fördern Innovationen und Fortschritte. Statisch ausgerichtete Führungskräfte können hingegen Innovationen unterdrücken und die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter einschränken.
In Beziehungen kann ein statisches Selbstbild zu Problemen führen, da man nicht nur die eigene Unveränderlichkeit, sondern auch die des Partners und der Beziehung selbst annimmt. Dynamisch orientierte Menschen sind sich hingegen bewusst, dass Veränderungen möglich sind und suchen nach Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung.
Es ist möglich, ein dynamisches Selbstbild zu entwickeln und zu vermitteln. Vorbilder spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines dynamischen Selbstbildes. Eltern, Führungskräfte und Trainer sollten selbst dynamisch ausgerichtet sein. Durch Lob für erfolgreiche Aktivitäten, nicht an die Person gerichtet, sondern an die Handlung und das Setzen von Zielen können wir andere ermutigen, ihr Potenzial zu entfalten. Anstatt die Anforderungen herunterzusetzen, sollten wir dazu ermutigen, Herausforderungen anzunehmen und zu lernen.
Eine Anekdote verdeutlicht, wie das dynamische Selbstbild beflügelt werden kann. Der Student George Dantzig nahm fälschlicherweise an, dass zwei Mathematikaufgaben Hausaufgaben waren und löste sie, obwohl sie bis jetzt als unlösbar galten. Erst später erfuhr er, dass es sich um schwierige mathematische Probleme handelte.
Welches Selbstbild hast du?
Ein Growth Mindset erzeugt den Wunsch nach stetiger Weiterentwicklung und die Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen. Fehler werden als natürlicher Bestandteil des Lernprozesses betrachtet. Feedback wird als Gelegenheit zum persönlichen Wachstum angesehen, während der Erfolg anderer als Inspirationsquelle dient. Im Gegensatz dazu fühlen sich Menschen mit einem Fixed Mindset durch den Erfolg anderer bedroht und neigen dazu, Kooperationen zu vermeiden.