Statusspiele sind ein Konzept aus dem Improvisationstheater, das von dem Theaterregisseur und Autor Keith Johnstone entwickelt wurde. Status beschreibt die soziale Position oder den Rang, den eine Person in einer Interaktion einnimmt. In Improvisationsspielen werden die Statusunterschiede zwischen den Charakteren betont und genutzt, um die Dynamik und die Beziehungen zwischen den Figuren zu gestalten. Es gibt zwei Hauptarten von Statusspielen: Hoch und Tief.
Keith Johnstone erklärt sie so: „Zwei Fremde kommen auf einer leeren Straße aufeinander zu. Die Straße ist gerade, hunderte Meter lang, mit breiten Gehsteigen, beide laufen in gleichmäßigem Tempo. An einem bestimmten Punkt wird einer der beiden zur Seite treten müssen, um vorbeizukommen. Man kann sehen, dass diese Entscheidung bereits gut fünfzig Meter, bevor es so weit ist, getroffen wird. Meiner Meinung nach suchen sich die beiden einander nach Statussignalen ab. Der mit dem geringeren Status wird ausweichen. Wenn sie sich für gleich halten, weichen beide aus. Derjenige, der an der Hauswand entlanggeht, hat jedoch die stärkere Position. Wenn beide glauben, sie seien dem anderen überlegen, geschieht etwas Merkwürdiges. Sie gehen aufeinander zu bis sie sich gegenüberstehen und dann veranstalten sie eine Art Ausweichtänzchen, während sie verlegene Entschuldigungen murmeln. Wenn einem eine kleine, alte, halbblinde Dame begegnet, kommt es nicht zu einem solchen Spiegeltänzchen. Man macht ihr Platz. Nur wenn man glaubt, der andere fordere einen heraus, findet ein solcher Tanz statt und meist erinnert man sich noch lange daran.“ (Keith Johnstone, „Improvisation und Theater“ Alexander Verlag Berlin)
Im Buch Statusspiele von Tom Schmitt und Michael Esser, Fischer Verlag 2022 sind die Statusspiele sehr detailliert und in veranschaulichen Beispielen beschrieben. Hier wird zwischen hoch und tief noch einmal unterteilt und sieht damit wie folgt aus:
Je nach Statustyp ist unser Gegenüber unterschiedlich sympathisch und respektabel. Der erste Typ von den Aufgezählten schafft es am besten, beides zu sein, der zweite Typ garantiert vor allem Respekt, aber keine Sympathie. Der Dritte Typ hat es am schwersten, denn hier erntet er oder sie weder Respekt noch Sympathie. Der vierte Statustyp erzeugt große Sympathie, aber wenig Respekt.
Beginnen wir mit innen hoch – außen tief. „Ich weiß, was ich will und verfolge dazu meine Ziele geschickt, klug und diplomatisch.“ Hier spricht der Charismatiker mit Charme, List und Empathie. Personen, die diesen Status gekonnt spielen können, schaffen es, respektiert zu werden und gleichzeitig sympathisch zu wirken. Ich bin mir sicher, jeder von euch hat sofort jemanden im Kopf, der sich vorzugsweise so verhält. Wer freundlich, aber bestimmt seine Ziele verfolgt und in sich weiß, und muss es keinem beweisen. Typisches Verhalten: Interesse am Gegenüber zeigen, Beziehung aufbauen, nichts persönlich nehmen und mit scheinbarer Leichtigkeit seinen Willen durchsetzen.
Je klarer die innere Haltung ist, desto einfacher ist es, einen hohen inneren Status einzunehmen. Der Held ist die eigene Persönlichkeit und Statusheber wie Geld, Macht, Kleidung, Einfluss, etc. helfen nicht, wenn die innere Haltung auf wackeligen Füßen steht.
Innen hoch – außen hoch: Dieser Typ weiß, was er will und lässt ab der ersten Sekunde einer Begegnung keinen Zweifel daran, wer das Sagen hat. Diplomatie und Freundlichkeit sind nicht sein Metier und widersprechen seinem Wesen. Wenig Harmonie bedürftig, mit hohem Durchsetzungsvermögen, beherrscht allerdings nur diese Rolle, die vor allem hohen Respekt garantiert. Woran erkennst du ihn? An dem Satz: „So ist es! Haben wir uns verstanden?“
Wenn du glaubwürdiger werden willst, dann ist es unabdingbar dich mit deiner inneren Haltung zu beschäftigen, denn das Denken und Fühlen bestimmen dein Sagen und dein Tun. Wenn du dich im Einklang mit dir selbst befindest, wirkst du authentisch und dein Denken, Fühlen, Sagen und Tun stimmen überein.
Innen tief – außen hoch. Kennst du diesen Typ? Das ist ein Mensch, der sich machtlos fühlt und tut so, als sei er stark. Typische Sätze sind: “Ich werde mich beschweren! Das ist eine bodenlose Frechheit! Was glauben Sie, wer sie sind!” Dieser Statustyp erringt weder Respekt noch Sympathie, vielleicht Mitleid. Aber wem hilft das schon weiter. Meine Idee dazu: beschäftige dich mit deinen Themen, die dich machtlos machen und arbeite an deinen Stärken und an deinen Schwächen.
Wir Menschen merken sehr schnell, anhand von verbalen und nonverbalen Signalen, wer sich in welcher Situation und mit welchen Menschen in welchem Status begibt. Schau beim nächsten Meeting genau hin, wer welchen Status einnimmt und du wirst dein Auge und dein Gefühl dafür trainieren. Und beobachte dich selbst, wie sich das auf deinen Status auswirkt. Hier möchte ich noch die Zicken erwähnen, die auch in diesem Status angesiedelt sind, aber durch den Trotz sogar beim doppelten hohen Status gewinnen, weil der Aufwand zu groß ist, sich damit auseinanderzusetzen.
Innen tief – außen tief. Ich glaube, wir alle lieben solche Menschen, denn sie sind sympathisch, hilfsbereit und haben keinerlei Anspruch auf Macht und Einfluss. Der Wunsch nach Harmonie ist stärker als der Wille die eigenen Interessen durchzusetzen. Will um jeden Preis gemocht werden. Das Problem ist aber, dass die hohen Sympathiewerte zwar da sind, jedoch bekommen Menschen mit diesem Status wenig Respekt und werden oft übersehen. Er oder sie ärgert sich oft, dass er oder sie im entscheidenden Moment nichts sagen und tun konnte und sich überrumpelt fühlte, die Schlagfertigkeit fehlt komplett. Dieser Statustyp beschäftigt sich tagelang mit einer Situation, warum er oder sie das oder jenes nicht gesagt hat und was er oder sie hätte eigentlich besser machen sollen. Selbstkritik ist jedoch in so einer Situation nicht hilfreich, denn sie schwächt den inneren Status noch mehr und so kommt man nicht aus der Schweigespirale. Meine Idee hier ist, sich mit kleinen Schritten mehr und mehr zu trauen und Nein zu sagen, zu sich und der eigenen Meinung zu stehen und so, mit sich selbst, zufriedener zu werden. Typische Sätze: „Ja, das mache ich.“
Merke:
Selbstreflexionsfragen:
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