Verstanden – ich kümmere mich darum.
Wie oft habe ich geglaubt, eine Aufgabe verstanden zu haben und bin aus Begeisterung und damals jugendlichem Leichtsinn:-) losgelaufen und habe mich an die Arbeit gemacht. Ohne wirklich verstanden zu haben, um was es meinem Auftraggeber/Chef eigentlich ging. Welche Erwartungen hatte er/sie? Und welche Erwartungen hatte ich bei der Erledigung der Aufgabe an mich?
Vielleicht hatte mein Auftraggeber genauso wenig reflektiert und war sich im Grunde auch nicht klar, was er wirklich will, aber dann wurden zwei daraus. Und danach noch mehr und so weiter. In einem Unternehmen kann ein Missverständnis große Kreise ziehen.
Laut Luhmann ist es unwahrscheinlich, dass jemand überhaupt versteht, was ein anderer meint, vorausgesetzt sie verfügen jeweils über ein individualisiertes Bewusstsein. Das Verstehen ist vor allen Dingen kontextabhängig und als Kontext fungiert für jeden zunächst einmal das, was sein eigenes Gedächtnis bereitstellt. Also, Verstehen ist unwahrscheinlich?
Da ich mich mit dem Selbstbild beschäftige, ist es für mich essentiell, nicht andere verändern zu wollen, sondern bei sich selbst zu bleiben und bei sich zu beginnen.
Wie soll man jemand anderen verstehen, wenn man sich selbst nicht versteht? Diese Frage treibt mich seit ein paar Jahren. Um eine verständnisvolle Kommunikation zu ermöglichen, bin ich der Meinung, dass man zuerst bei sich selbst beginnen soll.
Deswegen habe ich auch die Abschlussarbeit meiner Weiterbildung zum systemischen Coach und Change Manager am INeKO zum Thema “Welche Bedingungen führen dazu, dass der Coachee lernt, sich selbst besser zu verstehen” gemacht.
Was ist das Learning daraus? Um es kurz zu halten, konzentriere ich mich auf das für mich Wesentliche:
– richtig zuhören und die eigene Wahrnehmung schildern
– das Gesagte mit eigenen Worten wiederholen und um Bestätigung bitten
– Das Ende des Auftrages vor Augen haben: Wenn ich den Auftrag zu ihrer vollsten Zufriedenheit ausgeführt habe, was ist dann passiert?
– Fragen stellen!
Um wirklich jemanden zu verstehen, bedarf es einer guten Beziehung zueinander. Unbedingte Wertschätzung im Umgang miteinander, Empathie und Kongruenz – so wie es Carl Rogers, mein Lieblingspsychologe, lehrte.
Was denkt ihr darüber?