Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit sind eng miteinander verbunden. Im folgenden Artikel erfährst du, was Philosophen, Psychologen und Soziologen darüber sagen.
Selbstverantwortung bedeutet, dass wir für unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen selbst verantwortlich sind. Wir treffen Entscheidungen, die unsere Zukunft beeinflussen und tragen die Konsequenzen für unsere Handlungen. Das kann manchmal unbequem sein, aber es ist eine notwendige Grundlage für ein erfülltes und erfolgreiches Leben.
In der heutigen Welt, in der wir uns schnell an äußere Umstände anpassen müssen, ist es umso wichtiger, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind. Wir können nicht die Schuld für alles, was in unserem Leben passiert, auf andere schieben oder uns als Opfer fühlen. Stattdessen sollten wir uns fragen, welche Handlungsmöglichkeiten wir haben und wie wir unsere Ziele erreichen können. Was können, wollen und dürfen wir im Kontext der Arbeitswelt.
Selbstverantwortung bedeutet auch, dass wir uns selbst reflektieren und uns eingestehen müssen, wenn wir Fehler machen. Statt uns zu verteidigen oder zu rechtfertigen, sollten wir aus unseren Fehlern lernen und uns dadurch weiterentwickeln. Insgesamt ist Selbstverantwortung eine der wichtigsten Eigenschaften, die uns hilft, unser volles Potenzial zu entfalten und ein erfülltes Leben zu führen. Selbstwirksamkeit bezieht sich auf unsere Überzeugung, dass wir in der Lage sind, bestimmte Aufgaben und Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Es ist das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten und die Überzeugung, dass wir Einfluss auf unser Leben und unsere Umstände haben.
Reinhard Sprenger definiert sie so: Selbstverantwortung bedeutet „Ich habe meine Lebenssituation, so wie sie jetzt ist, selbst gewählt. Ich könnte sie abwählen und mich anders entscheiden. Dafür wäre ein Preis fällig, den ich im Augenblick nicht zahlen will und dafür bereit bin.“ Menschen mit diesem Mindset sind „von innen“ gesteuert. Ihnen ist bewusst, dass sie immer Alternativen haben, neue Entscheidungen treffen und neue Wege wählen können.“ https://www.sprenger.com/themen/selbstverantwortung-eigenmotivation.html
Der Leitspruch in diesem Zusammenhang ist: Love it, change it or leave it! Egal, was einen stört – im Beruf, im Privatleben: Es bleiben nur diese drei Alternativen. Ändere die Ursachen, deine Einstellung oder deinen Umgang: lerne die Sache zu lieben – oder ziehe weiter. So oder so: Triff eine Entscheidung! Denn das ist das eigentliche Geheimnis des Glücklichseins.
„Ich habe diese Arbeit, so wie sie jetzt ist, frei gewählt. Diesen Job, diesen Mitarbeiter, diesen Kollegen, dieses Gehalt, diesen Kunden, den morgendlichen Stau auf der Fahrt ins Büro, die Möglichkeit, vom Chef gefeuert, versetzt, befördert zu werden – all das, und alle anderen Umstände und Begleitumstände des Jobs: Ich habe mich dafür entschieden. Wer sich grundsätzlich als Opfer der Umstände erlebt, wer die eigene Lebenssituation, so, wie sie jetzt ist, als notwendig, von außen gesteuert und unveränderbar betrachtet, der wird auch niemals wirklich Verantwortung für sein Leben übernehmen. Weil er vergessen hat, dass er die Umstände selbst geschaffen hat, als deren Opfer er sich vielleicht jetzt erlebt. Diese Opfer-Haltung hat Konsequenzen: Das Gefühl, fremdbestimmt zu sein und von äußeren Kräften gesteuert zu werden, ist die Ursache für Stress und Burn-Out. Positiv gewendet: Nur derjenige, der Selbstverantwortung für eine schwierige Situation übernimmt, hat auch die Kraft, sie zu überwinden. Nichts macht so glücklich und erfolgreich wie das Gefühl, sein Leben selbst in der Hand zu haben. Ein selbstverantwortlicher Mensch übernimmt auch die Verantwortung für die eigene Motivation. Er erwartet nicht, von anderen geschoben, gezogen oder bei Laune gehalten zu werden. Seine Energie kommt von innen, von der Entschiedenheit, und nicht von außen, nicht durch den Chef, durch Boni oder Karriereerwartungen.“ So Sprenger.
Die Entschiedenheit macht eine selbstbewusste und selbstverantwortliche Führungskraft aus, auch wenn man sich irrt. Wer tut das nicht. Frage: Wie würde deine Welt aussehen, wenn du selbst für alles verantwortlich wärst?
Wenn wir uns selbst als wirksam empfinden, sind wir motiviert, uns neuen Herausforderungen zu stellen und uns weiterzuentwickeln. Wir sind bereit, Risiken einzugehen und uns neuen Erfahrungen zu öffnen. Wir fühlen uns selbstbewusst und können Herausforderungen als Chancen zur Weiterentwicklung betrachten. Auf der anderen Seite kann eine niedrige Selbstwirksamkeit zu Gefühlen der Frustration, Ohnmacht und Hilflosigkeit führen. Wir können uns als Opfer unserer Umstände sehen und uns unmotiviert fühlen, uns neuen Herausforderungen zu stellen.
Es ist möglich, unsere Selbstwirksamkeit zu stärken. Indem wir uns selbst herausfordern, positive Erfahrungen sammeln und unsere Fähigkeiten verbessern, können wir unser Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten stärken und unsere Selbstwirksamkeit erhöhen. Wenn wir uns selbst als wirksam empfinden, sind wir motiviert, uns beruflich und privat weiterzuentwickeln und uns neuen Herausforderungen zu stellen. Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen und uns für unsere Ziele einzusetzen.
Starke Menschen übernehmen Verantwortung für sich, ihr Leben, ihre Handlungen.
Selbstverantwortung spielt also eine wichtige Rolle in vielen philosophischen Traditionen und Strömungen. Im Allgemeinen bezieht sich Selbstverantwortung darauf, dass Individuen für ihre Handlungen und Entscheidungen verantwortlich sind und dass sie die Verantwortung für ihr Leben tragen.
Die Forschung hat gezeigt, dass Selbstwirksamkeit ein wichtiger Faktor ist, der das Verhalten, die Leistung und das Wohlbefinden einer Person beeinflussen kann. Eine hohe Selbstwirksamkeit kann dazu beitragen, dass eine Person ihre Ziele erreicht, Herausforderungen bewältigt und mit Stress umgehen kann. Sie kann auch dazu beitragen, dass eine Person sich selbstbewusster fühlt und ein höheres Selbstwertgefühl hat.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass eine hohe Selbstwirksamkeit mit einem besseren Umgang mit chronischen Erkrankungen, einer schnelleren Genesung nach einer Verletzung oder Krankheit und einer besseren Bewältigung von Angststörungen und Depressionen in Verbindung gebracht werden kann.
Die Forschung hat auch gezeigt, dass die Selbstwirksamkeit durch Erfahrungen, Feedback, positives Denken und die Überwindung von Herausforderungen gestärkt werden kann. Menschen mit großem Vertrauen in sich selbst und in ihre Möglichkeiten, können meist auch neue Herausforderungen gut bewältigen. Dieses Vertrauen in sich selbst entsteht vor allem durch positiv erlebte Erfahrungen. Es macht auf verschiedene Situationen bezogen einen großen Unterschied, ob man das Gefühl hat, etwas beeinflussen zu können oder sich der Situation ausgeliefert fühlt. Es ist wichtig, immer wieder die Erfahrung zu machen, dass das eigene Verhalten etwas im eigenen Leben verändert.
Soziologen haben unterschiedliche Ansichten darüber, wie Selbstverantwortung in unserer Gesellschaft verstanden wird und welche Rolle sie spielt. Einige Soziologen betonen die Bedeutung von Selbstverantwortung und individueller Verantwortung in modernen Gesellschaften, während andere darauf hinweisen, dass individuelle Verantwortung oft durch strukturelle Faktoren und soziale Ungleichheit eingeschränkt ist.
Einige Soziologen argumentieren, dass die Idee der Selbstverantwortung eng mit der neoliberalen Ideologie verbunden ist, die in vielen westlichen Ländern seit den 1970er Jahren vorherrscht. Sie argumentieren, dass diese Ideologie dazu geführt hat, dass soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut und Ungleichheit zunehmend als individuelle Versäumnisse betrachtet werden, anstatt als strukturelle Probleme, die kollektive Lösungen erfordern. In diesem Kontext wird die Selbstverantwortung oft als Mittel zur Legitimierung von Ungleichheit und sozialer Ausgrenzung genutzt.
Andere Soziologen betonen jedoch, dass Selbstverantwortung auch positive Aspekte haben kann. Sie argumentieren, dass Selbstverantwortung eine wichtige Voraussetzung für individuelle Freiheit und Autonomie ist und dass sie dazu beitragen kann, dass Menschen sich ihrer Fähigkeiten und Ressourcen bewusst werden, um diese effektiver zu nutzen. In diesem Zusammenhang kann Selbstverantwortung dazu beitragen, dass Menschen aktiv an der Gestaltung ihres Lebens teilnehmen und Verantwortung für ihre Entscheidungen und Handlungen übernehmen.
Michel Foucault: Foucault untersucht, wie Machtbeziehungen unsere Selbstverantwortung beeinflussen. Er argumentiert, dass unsere Vorstellungen von Selbstverantwortung oft von gesellschaftlichen Normen und Vorurteilen geprägt sind und dass es wichtig ist, diese Machtstrukturen zu verstehen, um unsere Freiheit und Autonomie zu bewahren.
Niklas Luhmann, einer der einflussreichsten Soziologen des 20. Jahrhunderts, beschäftigte sich in seinem Werk mit verschiedenen Aspekten der modernen Gesellschaft, darunter auch mit dem Konzept der Selbstverantwortung. Luhmann argumentierte, dass Selbstverantwortung ein wesentliches Element moderner Gesellschaften ist und dass sie eng mit der Idee der Autonomie verbunden ist. In seinen Schriften wies er jedoch auch darauf hin, dass die Idee der Selbstverantwortung durch die Komplexität moderner Gesellschaften eingeschränkt wird.
Luhmann betonte, dass die moderne Gesellschaft durch eine Vielzahl von sozialen Systemen gekennzeichnet ist, die jeweils eigene Regeln und Strukturen haben. Diese Systeme, wie zum Beispiel das Wirtschaftssystem, das Rechtssystem oder das Bildungssystem, sind so komplex, dass es für den Einzelnen oft schwierig ist, die Folgen seiner Handlungen vorherzusehen und entsprechend selbstverantwortlich zu handeln. Aus diesem Grund argumentierte Luhmann, dass Selbstverantwortung in modernen Gesellschaften oft durch Systemkomplexität eingeschränkt wird. Menschen müssen oft in komplexen sozialen Strukturen handeln und Entscheidungen treffen, die von verschiedenen Faktoren abhängen, die sie nicht vollständig kontrollieren können. In diesem Kontext betonte Luhmann die Bedeutung von Vertrauen als wesentliches Element moderner Gesellschaften. Vertrauen ermöglicht den Menschen, in komplexen sozialen Systemen zu handeln und Entscheidungen zu treffen, obwohl sie nicht alle Faktoren vollständig kontrollieren können. In diesem Zusammenhang kann Selbstverantwortung durch Vertrauen in die sozialen Systeme und in andere Menschen ergänzt werden.
Fazit:
Ich verstehe Selbstverantwortung so, dass man die Verantwortung für seine Gedanken, Worte und Taten und somit für sein Leben und seine Entscheidungen übernimmt. Selbstwirksamkeit hingegen beschreibt aus meiner Sicht das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, etwas bewirken zu können. Es geht darum, dass man sich selbst als handlungsfähig erlebt und in der Lage ist, Ziele zu erreichen und Probleme zu lösen. Daher kann gesagt werden, dass Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit Hand in Hand einhergehen und sich gegenseitig verstärken. Wer ein hohes Maß an Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit aufweist, wird in der Regel auch erfolgreicher und glücklicher im Leben sein. Oder?
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